"Was Kostet eine PV-Anlage? Lohnt sich diese Investition überhaupt? "- Dies ist eine der am häufigsten am mich herangetragenen Fragen bei meinem täglichen Kontakt mit Kundinnen und Kunden. Natürlich kann hier keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. Wie in der Beschreibung dieses Blogs jedoch festgehalten ist, sollen hier dennoch einfache, verständliche Antworten und grobe Kennzahlen vermittelt werden. Anhand von einem Beispiel eines Einfamilienhauses werde ich diese Fragestellung dennoch erläutern.
Beispiel Einfamilienhaus
Um eine Aussage zu treffen, welche Investitionskosten bei der Erstellung einer PV-Anlage anfallen, muss zuerst ermittelt werden, welche Leistung installiert werden soll. Da dies von Fall zu Fall unterschiedlich sein kann, habe ich eine (subjektive) Standardanlage von 5 kWp angenommen. In der Regel werden im Einfamilienhausbereich Aufdach PV-Anlagen von 5-10 kWp realisiert. Als Faustformel gehe ich in diesem Bereich von Kosten für die Realisierung (inkl. Elektrofachperson, Dachdecker/in, Material und Installation) Anlageleistung in kWp mal 3'000 aus. Sprich eine 5 kWp Anlage kann für ca. CHF 15'000 erstellt werden. Bei grösseren Anlagen kann der Faktor der Faustformel kleiner sein.
Förderung und Steuerersparnisse
Bezüglich Förderungen gibt es in der Schweiz einen kommunalen Wildwuchs, weshalb ich hier lediglich die Förderungen vom Bund erwähnen will. Diese Fördergelder können unter folgendem Link ermittelt werden: https://pronovo.ch/de/services/tarifrechner/
Ausserdem profitiert man für das Erstellungsjahr von Steuerersparnissen. Auch diese Beträge sind sehr individuell. Als Faustformel kann man von einer Steuerersparnis von 20% der Investitionskosten ausgehen.
Was bedeutet dies nun für unser Beispielprojekt?:
Gemäss dem Tarifrechner von Pronovo kann für diese Anlage mit Förderbeiträgen von CHF 2'600 gerechnet werden. Nachfolgend die Investition Abzüglich der Förderungen und Steuerabzüge.
Kosten PV-A 5kWp CHF 15’000.00
Förderungen Bund CHF -2’600.00
Steuerabzüge CHF -2’480.00
Total der Investition CHF 9’920.00
Ertrag und Amortisation der Anlage
Wir haben also festgestellt, dass eine PV-Anlage (5 kWp, Aufdachanlage) den Investor/ die Investorin ca. CHF 10'000 kostet. Wichtig ist hierbei, dass bei einem Entscheid für die Erstellung einer Anlage unbedingt auch allfällige Förderbeiträge der jeweiligen Gemeinde oder dem Kanton geprüft werden.
In den meisten Fällen ist man, wenn man eine Investition tätigt, auch daran interessiert wie und ob diese Investition sich auch wieder amortisiert. Um dies zu eruieren, brauchen wir einige Kennzahlen, welche nicht in jedem Fall stimmen, jedoch für eine grobe Berechnung sehr gut herhalten.
- Jährliche Stromproduktion der Anlage: 5'000 kWh/a (1'000 kWh/a/kWp)
- Lebensdauer/ Abschreibedauer der Anlage :20a
- Kosten Strombezug aus dem Netz des Elektrizitätswerkes: CHF 0.2/ kWh
- Erträge für den überschüssigen Strom an das Elektrizitätswerk (variiert stark von Gemeinde zu Gemeinde): CHF 0.06/ kWh
- Stromverbrauch Einfamilienhaus: ca. 5'000 kWh/a
Wichtig zu wissen bei einer PV-Anlage und dem produzierten Strom ist zudem folgendes, was gerne vergessen geht bzw. nicht beachtet wird:
Es ist mit angemessenem Aufwand nicht möglich den gesamten Verbrauch durch die PV-Anlage zu decken, z.B. Nachts und bei schlechtem Wetter. Auch ist es nicht möglich den gesamten produzierten Strom der PV-Anlage zu beziehen, z.B. Überproduktion am Mittag oder Abwesenheit der Bewohner. Dies bedeutet, dass auch wenn oben der Stromverbrauch vom Haus gleich hoch angegeben ist wie die jährliche Stromproduktion der Solaranlage, man trotzdem Strom vom EW bezieht, weil die Zeiten der PV-Produktion sich nicht immer mit den Zeiten des Strombedarfes decken.
Die Anlage hält also 20 Jahre und produziert in dieser Zeit ca. 100'000 kWh Strom. Dividiert man diese Zahl durch die Investition von CHF 9'920 ergibt dies ca. CHF 0.099 /kWh. Das heisst also, dass der Strom dieser PV-Anlage über die gesamte Lebensdauer knapp 10 Rappen/kWh kostet. Diese Kennzahl nennt man auch Gestehungskosten. Der Strom aus dem Netz des Elektrizitätswerkes kostet je nach Gemeinde (inkl. Abgaben, Energie und Netznutzung) doppelt so viel, nämlich 20 Rappen/kWh. Dies bedeutet, dass aus betriebswirtschaftlicher Sicht so viel Strom wie möglich aus der PV-Anlage bezogen werden soll. Bei überschüssigem Solarstrom, welchen man nicht selber brauchen kann, macht man sogar einen Verlust, da die Vergütung i.d.R. unter den Gestehungskosten von 10 Rappen/kWh liegen. Um das Ganze noch zu vereinfachen hier eine Grafik für dieses Beispiel:
Oder anders Betrachtet: Mit dem jährlichen Vorteil von CHF 650 wäre die Anlage in rund 15 Jahren amortisiert.
Allfällige Zinsen und Annuitätsfaktoren wurden ignoriert, da es sich hier um ein Beispiel für Einfamilienhäuser handelt und die Kundschaft in diesem Bereich i.d.R. diese Werkzeuge nicht verwenden möchte. Alle Angaben verstehen sich inkl. MWST.
Fazit
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass es von vielen Faktoren abhängig ist, ob sich eine PV-Anlage für ein Einfamilienhaus finanziell lohnt. Einflussfaktoren sind unter anderem: Rückspeisetarif des EW, Eigenverbrauchsgrad, Strombezugskosten, Förderbeiträge etc. In den meisten Fällen wird sich eine PV-Anlage jedoch finanziell betrachtet lohnen, auch wenn keine grossen Sprünge zu erwarten sind. Die Wenigsten werden die Ersparnisse bzw. Erträge ende Jahr spürbar wahrnehmen.
Grundsätzlich kann jedoch festgehalten werden, dass es immer am lukrativsten ist, wenn man den Strom selber im Haus verbrauchen kann, also einen möglichst hohen Eigenverbrauchsanteil zu haben. Dies kann dadurch optimiert werden, indem versucht wird die Verbraucher möglichst dann in Betrieb zu setzen, wenn die Sonne scheint. Mit einer Wärmepumpe und einem Elektroauto kann diese Kennzahl zusätzlich erhöht werden.
Was jedoch sicherlich feststeht: Ökologisch lohnt sich diese Investition! Hierzu werde ich in einem weiteren Blogbeitrag in naher Zukunft Stellung nehmen.
Das Hirngespinst der Autarkie
Viele Einfamilienhausbesitzerinnen und Einfamilienhausbesitzer haben die Vorstellung, dass wen sie eine PV-Anlage auf ihrem Dach realisieren, sie dann keinen Strom mehr aus dem öffentlichen Netz beziehen müssen. Somit wären sie unabhängig, autark. Grundsätzlich ist alles möglich und eine Frage des Geldes. Jedoch ist die Verhältnismässigkeit nicht gegeben. Man müsste ein vielfaches des eigenen Strombedarfes produzieren und mit Batterie- oder sogar Eisspeichern arbeiten. Dies wird die Gestehungskosten über den Tarif von CHF 0.2/kWh treiben, was zur Folge haben würde, dass die Autarkielösung teurer kommt als einfach den gesamten Verbrauch durch den Netzbezug zu decken.
Was es zusätzlich zu beachten gilt und zu Illusionen führt, sind die Batteriespeicher. Die aktuell eingesetzten Speicher im Einfamilienhausbereich sind Tagesspeicher. Heisst, es kann kein Strom über Wochen oder gar Monate gehortet werden.
Euer Salman Örge
Sehr interessant. Kannst du auch einmal etwas über den Entwicklungsstand von Batteriespeichern schreiben?
AntwortenLöschenEs wäre interessant zu wissen, ob es künftig möglich sein könnte, Strom auch über einen längeren Zeitraum zu speichern. Das wäre dann auch eine Lösung für das 'Stromproblem'.
Danke für diesen informativen Beitrag.
AntwortenLöschenWie sieht es denn von der Ersparnis her aus, wenn man zusätzlich von einer Ölheizung auf eine Wärmepumpe umstellt?
Guten Tag
LöschenDanke für diese Frage. Grundsätzlich kann das eine gute Kombination sein, jedoch wird der Kundschaft vielfach vorgegaukelt, man könne durch die PV-Produktion die Wärmeerzeugung fast ohne Strom aus dem Netz betreiben. Wenn man bedenkt, dass die Wärmepumpe hauptsächlich im Winter, wenn die Sonne nicht so fleissig ist, betrieben wird, ist dies illusorisch. Für die Warmwassererzeugung und in der Randsaison kann man sicherlich von PV-Strom für die Wärmepumpe profitieren. Aber wenn man richtig Raumwärme braucht (Im Winter, wenn Schnee auf der PV-Anlage liegt, in der Nacht, im Winter ist es schon früh dunkel) ist die eigene Stromproduktion gleich null. Für die Warmwasseraufbereitung rechnet man mit ca. 1'000kWh pro Person. Wenn man dies optimiert, und genügend PV-Strom hat, könnte man ca. 500 kWh mit der PV-Anlage decken. Gegenwert ca. CHF 100/a/Person. Dies ist aber eine sehr grobe Schätzung, bei der Beispielanlage in diesem Blog wird der wert vermutlich tiefer liegen.
Danke für diese Informationen. Was mich an dieser Thematik etwas nervt, ist eine gewisse Widersprüchlichkeit. Ich wollte mit meinem Nachbarn eine ZEV aufgleisen. Ich habe grosse Dachflächen, welche meinen Eigenverbrauch massiv übersteigen. Mein Nachbar hat einen konstant hohen Verbrauch und wäre sehr interessiert. Da ich nun am Schluss des Netzes bin, habe ich nach heutigem Stand der Gesetzgebung (gem. örtlichem EW) keine Möglichkeit für eine solche Lösung. Ich frage mich, ob es sich dabei mehr um einen Vorwand handelt, um die Energieversorgung nicht teilweise aus der Hand geben zu müssen... Ich kann mir ansonsten nicht erklären, weshalb einerseits ständig über das ungenutzte Solarpotential gejammert wird, andererseits aber Eigeninitiative im Keim erstickt wird. Denn für 6-7 Rappen Vergütung bei Netzeinspeisung, wird mein Dach auch weiterhin ohne Anlage bleiben...
AntwortenLöschenGuten Tag Herr Müller
AntwortenLöschenVielen Dank für diesen Kommentar. Ich könnte mir vorstellen, dass technische Schwierigkeiten mit der physischen Übergabemessung ein Problem darstellen. Da das ZEV nicht in Frage kommt, würde ich Ihnen empfehlen bezüglich VNB Praxismodell nachzufragen. Dieses ist im Einfamilienhausbereich aus meiner Sicht sogar noch die bessere Alternative. Mich würde interessieren, ob das EW darauf anspringt, da es unter Umständen "einfacher" einzurichten ist. Hier zwei Links dazu: https://www.engytec.ch/de/ueber-uns/aktuelles/vnb-praxismodell
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20204106